Manchmal lösen kleine Dinge unerwartet große Projekte aus. Beim Aufräumen meiner Bastelsachen fiel mir ein einzelner, alter Horn-Knopf in die Hand.
Den hatte ich da vor ewigen Zeiten mal zu meinen Kleinteilen geworfen mit dem Gedanken „kann man bestimmt mal für irgendwas benutzen“, aus den Augen aus dem Sinn. Da war er also wieder und ich überlegte an einem sinnvollen Nutzen. Es gibt ja diverse Möglichkeiten um Knöpfe abseits von Kleidung zu nutzen, beispielsweise als Verschluss für Notizbücher. Da ich in letzter Zeit aber relativ viele Notizbücher gebunden hatte, musste eine andere Möglichkeit her.
Der Ekel vor Knöpfen heißt übrigens „Koumpounophobie“.
Vielleicht nicht als Verschluss, sondern als Griff? Für eine stabile Box? Klang irgendwie gut. Gesagt, getan. Dabei habe ich mich bei der Überlegung zur Form und Funktion der Box an Schmuckkästchen orientiert, die auch oft über eine kleine, flache Schublade verfügen. Eine einzelne, unterteilte Schublade mit einer robusten Box kann man, neben Schmuck, sicher für viele praktische Dinge benutzen, beispielsweise Stifte (oder eben überzählige Knöpfe…).

Wenn man mehrere Teile von einem großen Stück Material schneiden will, lohnt es sich oft, vorher alle Einzelteile fertig zu bemessen und die Anordnung zu planen. So nutzt man das Stück effektiv und erspart sich später das Chaos aus unförmigen Reststücken.
Gute Planung ist die halbe Miete
Nach einigen Skizzen habe ich zuerst den äußeren Schuber geplant und die Einzelteile bemaßt und anschließend die innere Schublade geplant.

Einzelteile der äußeren Box, die nachher zu einer Seite offen sein wird …

… und in fertiger Rohform.

Einzelteile der Schublade, zwei horizontale Trenner sind ebenfalls schon zugeschnitten …

… und ebenfalls in fertiger Rohform, zusätzlich mit einem vertikalen Trenner versehen.
Und dann die entscheidende Frage: Passt es?
Nachdem also die beiden Hauptteile fertig waren, kam der heikelste Punkt: Testen ob beides wirklich zusammen passt. Zum Glück hatte ich gut geplant und genügend Puffer gelassen, sodass die beiden Teile gut ineinander geschoben werden konnten und auch für das Leinengewebe später noch reichlich Platz sein würde.

Tatsächlich lohnt es sich, nach jedem Arbeitsschritt die Passgenauigkeit immer mal wieder zu prüfen. Durch die Feuchtigkeit des Leims kann sich Buchbinderpappe gerne mal verziehen.
Also konnte ohne Bedenken mit dem nächsten Schritt angefangen werden. Zuerst habe ich den äußeren Schuber mit stahlblauen Leinengewebe der Sorte „Brillianta“ überzogen. Nach dem alles trocken war, sich nichts verzogen hatte und alles immer noch gut passte, konnte auch die Schublade bezogen werden. Dafür habe ich mich für eine Zwei-Farben-Lösung entschieden, von außen wurde es helles Halbleinen mit einer natürlichen Maserung, für die inneren Trenner konnte ich einen Restbestand an grauem Brillianta-Leinen verwenden.
Da das exakte Zuschneiden und Aufbringen der zwei Leinensorten auf die vielen Einzelflächen der Schublade mich schon vor eine Geduldsprobe gestellt hat, habe ich für den Boden der einzelnen Fächer einfach passgenaue Stücke eines normalen weißen Fotokarton zugeschnitten und mit ein wenig Kleber befestigt.
Aus Erfahrung weiß ich, dass sich in solchen Boxen schnell Staub und Dreck sammelt, so kann man bei Bedarf die Box mit neuen Stücken des weißen Kartons noch mal Auffrischen.

Die fertige Schublade, allerdings noch ohne das Wichtigste: Der Knopf!
Und schließlich: Der Knopf!
Der entscheidende Tipp für das Anbringen des Knopfs kam von meiner näh-erfahrenen Mutter: Für die Vernähung von Mantelknöpfen gibt es einen Trick mit einem Streichholz. Dadurch steht der Knopf deutlich ab vom Trägermaterial und kann gut gegriffen werden, was ja für meine Box ziemlich wichtig sein würde.
Und tatsächlich: Nachdem der Knopf mit etwas Fingerspitzengefühl und schön dickem Leinenzwirn streng nach Anleitung vernäht war, stand er deutlich ab und war auch mit dickeren Fingern gut zu greifen.
Und dank sorgsamer Planung (und ein bisschen bangen) passte nachher die Schublade exakt in die stabile Box. Mit knapp 1 mm Spiel insgesamt kann die Schublade gut eingeschoben werden, wackelt aber dabei nicht oder rutscht versehentlich wieder hinaus.
So findet auch ein alter, überzähliger Knopf noch mal eine sinnvolle Verwendung.
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