Klassisches Einbandmaterial für alles Gebundene war bei mir bisher immer Buchbinderleinen. Dinge mit „Papier“ einzubinden, schien mir immer zu fragil und es fehlte schlichtweg an dem geeigneten und vor allen Dingen an schönem Material.
Dann habe ich beim Stöbern bei Modulor das Khepera Einbandpapier gefunden. Bei einem größeren Einkauf habe ich dann (ganz vorsichtig) nur zwei Bögen in DIN A4 zum Testen bestellt und es stellte sich heraus: Ich habe einen neuen Materialliebling!
Erster Eindruck
Das Einbandpapier hat eine Grammatur von geschätzt 160 g/qm mit einer ganz leicht fühlbaren, rauen Textur. Ich war zugegebenermaßen skeptisch vor der ersten Benutzung, ob man damit dem Gebundenen nicht eine ziemlich empfindliche Hülle gibt, anstatt es angemessen zu schützen. Von der Farbigkeit ist das Papier sehr angenehm, es hat eine eher gedeckte, aber dennoch kräftige Farbe (die Fotos in diesem Beitrag überzeichnen die Struktur übrigens ein wenig). Durch die eingeschlossenen weißen Fasern bekommt es zusätzlich noch einen gewissen Charme, der sich besonders für optisch eher konservative Projekte eignet. Genau das kann ich mir aber sehr gut vorstellen, beispielsweise für Familien-Fotoalben oder Gästebücher für gehobene Unterkünfte.
Erste Anwendung
Da ich nur zwei Bögen DIN A4 zur Verfügung hatte, musste ich mit kleinen Objekten testen. Als Erstes habe ich versucht, das Einbandpapier um ein Lesezeichen aus 2 mm starker Buchbinderpappe zu schlagen. Tatsächlich nimmt das Einbandpapier den Buchbinderleim gut auf, ohne dass der Kleber durchzieht oder das Papier nass verfärbt. Man sollte aber nicht zu langsam arbeiten, gerade bei großen Flächen wird es im Gegensatz zu Buchbinderleinen auf Grund der Feuchte schnell wellig. Die erste Seite war schell verklebt und das Einbandpapier schmiegt sich förmlich an die Pappe.
Anschließend habe ich rundum die Laschen erneut mit Leim bestrichen und vorsichtig und sorgsam um die Ecken geschlagen. Durch die Feuchte des Leims wird das Papier sehr flexibel, selbst grobe Ungenauigkeiten lassen sich sehr gut zurecht streichen, das Verarbeiten ist gelinde gesagt ein Traum.
Das erste Fazit zum Khepera Einbandpapier
Nachdem das Lesezeichen einige Zeit zwischen Schraubzwingen verbracht hat (um das Verbiegen durch die einseitige Beklebung zu verhindern), war das Ergebnis wirklich super. Das Khepera Einbandpapier schmiegt sich förmlich um die Kanten des Buchbunderkartons, sodass man diese unbedingt vorher leicht abrunden sollte, sonst hat man deutlich fühlbare scharfe Kanten. Auf den Flächen verschmilzt der Einband nahezu mit dem Karton und bildet eine harte Oberfläche mit leichter Textur, man muss man also keinesfalls Angst vor ersten Kratzern haben. Ich glaube fast, dass das Material durchaus auch für Notizbücher geeignet wäre, die ja schon mal gerne in Taschen fliegen oder anderweitig grob behandelt werden.
Mit den spärlichen Resten habe ich sofort noch ein Mini-Hardcover-Logbuch fürs Geocaching und ein kleines Fotoalbum mit Schraubenbindung gebunden und anschließend mehr Material bestellt. Es wird also nicht das letzte Mal gewesen sein, dass man hier etwas davon zu sehen bekommt.
Das beschriebene Material habe ich selbst gekauft und stehe in keinem Verhältnis zu verlinkten Shops oder Herstellern. Alle Inhalte meiner Material-Artikel spiegeln meine eigene Meinung und Erfahrung wieder.